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Channel: Der Feuerwehrblog » Kathrin Emse
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ABC im Einsatz

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Alarm! Mit sechs Fahrzeugen rücken wir aus. Die Lage ist noch nicht klar und so muss ich mir als Einsatzleiterin vor Ort erst einmal einen Überblick verschaffen. Aber was gehört hier zum Szenario und was ist nur zufällig da? Der orangene Bully etwa? Ne – scheint nur geparkt. Später stellt sich allerdings heraus, dass der Wagen durchaus zur Übung gehört…

Es ist der letzte Abend des ABC-Lehrganges. Diesmal sollen wir in der Praxis beweisen, wieviel von der Theorie hängen geblieben ist. Am eindrucksvollsten sind dabei die Fehler – ihre Konsequenzen werde ich wohl so schnell nicht mehr vergessen. Wie etwa jener mit dem Bully. Er hat am Heck eine kleine orangene Plackete, die auf Gefahrgut hinweist. Allerdings in exakt der Farbe des Bullys, wodurch ich das übersehen habe. Auf der Seitentür klebt zudem ein Warnschild, dass radioaktives Material der Gefahrenstufe drei geladen sei. Doch hinter dem Lenkrad sitzt noch der verunfallte Fahrer. Was ist zu tun? Den Mann unter Atemschutz so schnell wie möglich bergen, danach eine Sperrzone einrichten und den Löschzug Gefahrgut (LZG) für alles Weitere alarmieren.

Etwas weiter ist ein Gefahrguttransporter mit einem Pkw auf einer Brücke zusammengestoßen. Der Einsatzort der zweiten Gruppe. Flüssigkeit läuft aus dem Lkw in den Fluss – eine dritte Gruppe macht sich auf und baut mit der Feuerwehrleiter, einer Plastikplane, vier Pflöcken und zwei Feuerwehrleinen eine Ölsperre.

An der Unfallstelle auf der Brücke schickt die Gruppenführerin unterdessen zwei Atemschützer vor, um eine der verunfallten Personen zu retten. Kaum sind die drei zurück, geht der nächste Trupp los und rettet die zweite Person aus der Unfallstelle. Dabei passiert der nächste Fehler: Zwar hält sich die Gruppe in ausreichendem Abstand zur Unfallstelle auf, doch wurde vergessen, eine deutlich sichtbare Sperre und eine Dekontaminationszone einzurichten. Darum laufen die, die bis zur Unfallstelle vorgerückt waren und eventuell mit Giftstoffen in Berührung kamen, nun zwischen denen, die noch nichts abbekommen haben – und könnten diese im ernstfall ebenfalls kontaminieren. Deutlich sichtbare Zonen müssen also in jedem Fall als erstes eingerichtet werden…

Ein dritter Trupp rückt nun an der Unfallstelle vor. Er soll erkunden, was für Stoffe der Lkw geladen hat – und was da ausläuft. Als er zurückkommt, hat einer der beiden nasse Stiefel, wie die Ausbilderin bemerkt. An einem Tag ohne Regen. Er muss also durch kontaminiertes Gras gelaufen sein. Ein weiterer Fehler, aus dem ich lerne, dass jene, die aus einer Gefahrenzone zurückkommen immer von Kopf bis Fuß ganz genau in Augenschein genommen werden müssen.

Als nun Dank des Gefahrgutbestimmungsbuches die Stoffe ermittelt sind, ist klar, dass der LZG alarmiert werden muss. Für die örtliche Feuerwehr bleibt nur noch die Absicherung der Unfallstelle.

Am Ende sind die Ausbilder mit uns zufrieden. Wir haben unsere Sache gut gemacht. Trotz einiger Fehler. Und ich bin total beeindruckt davon, was es in einer solchen Gefahrenlage alles zu bedenken gilt. Etwa auch, dass auslaufende Flüssigkeiten nicht einfach mit einem x-beliebigen Behältnis aufgefangen werden dürfen, da sie damit reagieren könnten, sondern nur mit Plastikwannen…


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